Der französische Erfolgsautor Florian Zeller zeigt in einer brillanten Komposition, nicht nur, was gesprochen, sondern auch was "hinter der Fassade" gedacht wird. "Eine höchst vergnügliche Beziehungskomödie um Themen wie Midlife-Crisis, Loyalität unter Freunden und eheliche Abnutzungserscheinungen. Vorzüglich inszeniert, glänzende Schauspieler mit einem umwerfend witzigen Herbert Knaup, begeistertes Publikum. Was will man mehr? " (Hamburger Abendblatt)
Schließlich hat Patrick (Stephan Schad) ihre beste Freundin verlassen, um mit der sehr jungen und sehr blonden Emma (Jessica Ohl) eine neue Beziehung einzugehen. Doch das Essen findet statt. Und was vordergründig wie ein beschaulicher Abend aussieht, ist hinter der Fassade ein brodelndes Fass voller aufgestauter Emotionen und sexuellen Avancen. Daniel versucht, am Herd Eindruck zu schinden bei Emma (Jessica Ohl). Foto: Oliver Fantitsch Daniel, tapsig, verwirrt und nicht Herr der Lage, schwankt zwischen Neid und Abscheu gegenüber seinem besten Freund und versucht sich mit Snoopy-Küchenschürze und Kochlöffel in der Hand als echten Kerl zu positionieren und Emma zu imponieren. Isabelle ringt mit ihrem Bedürfnis, Patrick ihre Meinung zu sagen – und Emma lebt komplett in ihrem eigenen Film. Alles auf der Bühne hat einen doppelten Boden. Enge Freundschaften werden als hohles Gefäss entlarvt. Und über all dem schwebt die Angst vor dem Altern. Emma ist der Katalysator, der Daniel ins Schlingern bringt und ihn zweifeln lässt an seinem Leben.
(rtn) Herbert Knaup, Cristin König, Jessica Ohl, Stephan Schad sind in dem Stück "Hinter der Fassade" im St. Pauli Theater auf der Reeperbahn zu sehen. Premiere ist am 5. Dezember. … Um diesen Inhalt zu sehen, müssen Sie ein Abonnement erwerben oder mit einem aktiven Abonnement eingeloggt sein.
Aber nachvollziehbar weiß sie Patrick (Stephan Schad) einzuschätzen als jemanden, der in "eitler Selbstgefälligkeit" seinen lebensherbstlichen Sexfrühling feiert. Ein Mackerwitz. Ein ins Innere der Figuren gekehrtes Tourette-Drama Wozu seine Emma (Jessica Ohl) recht gut passt: görig, prollig und nuttig verspielt. Nicht mehr als solche Skizzen hat Zeller für sein Personal entworfen, das Regisseur Ulrich Waller als Klischeefiguren grellbunt ausmalt. Und mit seiner Pointen-Dramaturgie fast alles vermeidet, was Mehrdeutigkeit suggeriert. Nur in ganz wenigen Momenten nach der Pause lotet Cristin König ihre Isabelle etwas tiefer aus, deutet zumindest den Schmerz ungelebten Lebens und eine Spur Verzweiflung an, mit der versenkten Lebenslust Daniels verheiratet zu sein. Raimund Bauers Bühnenbild verortet all das in einer dieser 08/15- Wohnzimmer-Inszenierungen der Ikea-Kaufhäuser. Ansatzweise ist ein ins Innere der Figuren gekehrtes Tourette-Drama zu erleben. Die Hälfte des Stücks spielt titelgemäß hinter der Fassade und besteht aus gedanklichen sowie formulierungstechnischen Vorbereitungen für den nächsten Sprechakt – aber auch aus emotional getriebenen verbalen Revanchefouls zu den eben erlebten Sprechakten.
Pauli Theater wird ihm Herbert Knaup in nichts nachstehen. Schauspieler und Kreativteam Mit: Herbert Knaup, Cristin König, Jessica Ohl, Stephan Schad Regie: Ulrich Waller Bühne: Raimund Bauer Kostüme: Ilse Welter Premiere 5. Dezember 2016 Deutschsprachige Erstaufführung
Von Florian Zeller, Deutsch von Annette und Paul Bäcker Deutschsprachige Erstaufführung Regie: Ulrich Waller, Bühne: Raimund Bauer, Kostüme: Ilse Welter Es spielen Herbert Knaup, Cristin König, Jessica Ohl, Stephan Schad Patrick und Laurence haben sich getrennt! Ein Schock für ihre langjährigen Freunde Isabelle und Daniel. Und als ob das nicht genug wäre, hat Patrick auch gleich eine neue Freundin. Und als ob das nicht schon wirklich mehr als genug wäre, lädt Daniel die beiden in einem schwachen Moment auch noch zum Abendessen ein, damit man sich ganz "ungezwungen" kennenlernen kann. Isabelle, immerhin Laurence' gute Freundin, ist zunächst erbost und wittert außerdem Gefahr. Was, wenn Daniel durch das junge Glück ebenfalls auf dumme Gedanken kommt? Doch sie besinnt sich auf die altbewährte Methode "sei deinen Freunden nah, sei deinen Feinden noch näher" und stimmt dem Essen zu. Und tatsächlich ist Emma ein wenig zu jung, zu reizend, zu schön und Patrick ein wenig zu glücklich, um das traute Eheglück von Isabelle und Daniel nicht in seinen Grundfesten zu erschüttern.
Im Gegensatz zu Yasmina Reza, aber in Übereinstimmung mit Matthieu Delaporte / Alexandre de la Patellière läuft die dramatische Konstruktion auf ein Wohlfühlangebot für den Heimweg hinaus – waren die Szenen einer Ehe auch von Langeweile, Überdruss, Schweigen und Verachtung geprägt, es wird Weitermachen, die nächste Staffel avisiert. Ein Lob der Gewohnheit – ist die Moral der gewöhnlichen Geschichte. Im Ikea-Idyll: Herbert Knaup, Cristin König, Stephan Schad, Jessica Ohl © Oliver Fantitsch In ihrem Zentrum steht Herbert Knaup. Daniel ist wie gemacht für seine darstellerische Spezialdisziplin – den nöligen Trottel unterm Pantoffel. "Ein hoffnungsloser Spießer", wie Patrick seinen Freund nennt, "ein echtes Weichei", wie Emma formuliert. Ein tragikomisch nervender Clown, der stets vergeblich alle seine Lieben mit ihren widersprechenden Interessen unter einen Hut zu bekommen versucht, wie Isabelle nahelegt. Die immer genau weiß, wer nicht unter den Hut darf. Eine etwas verhärmte Machtzicke ist sie, fühlt sich nur als Regisseurin einer Situation wohl.
So bleibt es ein eher schlichtes Vergnügen. Hinter der Fassade (Die Kehrseite der Medaille) von Florian Zeller Deutsch von Annette und Paul Bäcker Regie: Ulrich Waller, Bühne: Raimund Bauer, Kostüme: Ilse Welter. Mit: Herbert Knaup, Cristin König, Jessica Ohl, Stephan Schad. Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, eine Pause Kritikenrundschau "Regisseur Ulrich Waller setzt gekonnt auf den feinen Sprachwitz der Komödie. Das Publikum geht mit", beobachtet Peter Helling im NDR (6. 12. 2016). "Ein spritziger, ein pikanter Abend über die unterdrückten Wahrheiten" sei "Hinter der Fassade". Die vier Schauspieler überzeugten, "allen voran Herbert Knaup", so Helling. "Sie spielen Charaktere aus Fleisch und Blut - mal schluffig und naiv, angeberisch und dominant, verliebt und verzweifelt. " "Auch wenn Zellers Stück nicht an die Dramen von Yasmina Reza heranreicht, hat Ulrich Waller aus der Vorlage ein höchst vergnügliches Stück gemacht", findet Heinrich Oehmsen im Hamburger Abendblatt (7. Das "vorzüglich inszenierte Konversationsstück" biete allen vier Schauspielern Gelegenheit, in ihren Rollen zu glänzen, allen voran Herbert Knaup, der den Daniel "umwerfend witzig" spiele.