Kochs Lehrer und Konkurrent Rudolf von Virchow konnte nachweisen, dass Verstorbene, die man zuvor mit Tuberkulin behandelt hatte, große Bakterienmengen im Körper hatten – sie waren keinesfalls von dem Wundermittel ausgerottet worden. Im Herbst desselben Jahres musste Koch das Geheimrezept preisgeben: Tuberkulin bestand aus einem Extrakt von Tuberkulosebazillen in Glycerin. Wie war Koch überhaupt auf die Idee gekommen, dass diese Mischung die Tuberkulose heilen könnte? Er hatte infizierte Meerschweinchen damit behandelt, die daraufhin erstaunlich lang überlebten. Zu seiner Verteidigung muss man hinzufügen: Es gab damals keine verbindlichen Regeln für Arzneimitteltests und -zulassungen. Diese wurden erst nach dem Tuberkulin-Skandal entwickelt, unter anderem von seinem Schüler Emil von Behring. Das von ihm entwickelte Diphtherie- Serum wurde systematisch getestet und vorsichtig klinisch eingeführt – eine direkte Folge des Skandals. Von Behring erhielt dafür 1901 den ersten Medizinnobelpreis, sehr zum Ärger Robert Kochs.
In unmittelbarer Nachbarschaft wurde 1906 das Rudolf-Virchow-Krankenhaus eröffnet; der Leiter der dortigen Infektionsabteilung war gleichzeitig Mitarbeiter des Koch'schen Instituts. Das Backsteinhaus am Nordufer ist bis heute Hauptsitz des Robert Koch-Instituts. Späte Jahre: Robert Koch auf Reisen Von 1896 an war Robert Koch jedes Jahr für mehrere Monate auf Expedition, um Tropenkrankheiten zu erforschen – seine zweite Ehefrau Hedwig Freiberg begleitete ihn fast immer dabei. Er widmete sich zunächst Tierseuchen im südlichen Afrika, darunter Rinderpest, Texas- und Küstenfieber. Später untersuchte er Tropenkrankheiten bei Menschen, deren Übertragungswege noch nicht bekannt waren – vor allem Malaria und die Schlafkrankheit. 1906 und 1907 wurde eine Kommission unter Kochs Leitung nach Ostafrika entsandt, um Therapiemöglichkeiten gegen die Schlafkrankheit auszuloten. Durch den Einsatz von Atoxyl, einer arsenhaltigen Arznei, konnte Koch anfangs Erfolge bei der Behandlung von Schlafkranken erzielen.
Doch schon als kleiner Junge träumt er davon, der häuslichen Enge zu entkommen. Weltreisender Naturforscher will er werden, wie sein großes Vorbild Alexander von Humboldt – weit, weit weg von den trostlosen Bergarbeiterdörfern des Harzes. Noch bevor für ihn die Schule beginnt, bringt er sich das Lesen und Schreiben selbst bei. Sein Vater erkennt das Talent und fördert ihn nach Kräften. Sein Großvater und sein Onkel bringen ihm das Mikroskopieren und das Fotografieren bei. Mit 19 Jahren geht der junge Koch nach Göttingen. Doch bereits nach dem ersten Semester an der Universität merkt er, dass es etwas gibt, was ihn noch stärker fasziniert als die Naturwissenschaften: die Medizin. Purpur eingefärbte Erreger von Milzbrand: Diese Entdeckung machte Koch berühmt. (Quelle: ddp/ullstein bild) Er beginnt mit Forschungen zur Entstehung von Bernsteinsäure im menschlichen Körper – und scheut vor nichts zurück, um seine Hypothesen zu beweisen. Im Selbstexperiment verspeist er mehrere Kilo Butter. Der Einsatz lohnt sich, vier Jahre später hat er einen preisgekrönten Doktortitel in der Tasche und heiratet seine Jugendfreundin Emmy Fraatz.
Das ergibt sich schon aus der Tatsache, daß Robert das dritte unter dreizehn Kindern war und sein Vater das schlecht bezahlte Amt eines Steigers in einem Bergwerk des Harzstädtchens Clausthal versah. Er lernte in den Bergen seiner Heimat schon früh die Geheimnisse der Natur kennen, und von Anfang an hatte er das Streben, allen diesen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Sein Vater schickte den Sohn ohne weiteres zum Studium nach Göttingen, obgleich dazu eigentlich gar keine Mittel vorhanden waren. Robert Koch beendete sein medizinisches Studium fast völlig aus eigener Kraft, indem er sich mit Nachhilfeunterricht, Preisarbeiten und Stipendien durchschlug. Schließlich wurde er nach einigen Zwischenstellungen Landarzt und Kreisphysikus in dem posenschen Landstädtchen Wollstein. Nachdem dort Milzbrand ausbrach, untersuchte er mit einem aus Breslau mitgebrachten Mikroskop die Ursache. Er stellte drei Forderungen auf, später Kochsche Postulate genannt, die er für einen korrekten Nachweis seiner Theorie erfüllen wollte: Jeder Krankheitserreger muß in jedem Fall der Erkrankung anzutreffen sein; Er darf bei keiner anderen Krankheit als zufälliger und nicht pathogener Schmarotzer vorkommen; Er muß, vom Körper vollkommen getrennt und in Reinkultur gezüchtet, imstande sein, bei Versuchstieren die Krankheit erneut hervorzurufen.
1882 hatte Koch das Tuberkulose-Bakterium entdeckt, ein Jahr später den Cholera-Erreger. Er gilt als der Begründer der modernen Bakteriologie. 1905 war er bereits mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. Der außergewöhnliche Forscher starb im Alter von 67 Jahren in Baden-Baden. Der Robert-Koch-Preis wurde erstmals 1960 vergeben. Seit 1970 werden jährlich Forscher für international anerkannte Leistungen ausgezeichnet. Vor allem die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten soll gefördert werden. Dotiert ist der Preis mit 100. 000 Euro. Und er ist mit großem Renommee verbunden. Schließlich gibt es unter den Geehrten zehn spätere Nobelpreisträger, angefangen mit dem Virologen Harald zur Hausen, der 1974 den Robert-Koch-Preis erhielt und 2008 den Nobelpreis für Medizin. Der japanische Arzt und Stammzellenforscher Shinya Yamanaka erhielt den Nobelpreis 2012, vier Jahre nach seiner Auszeichnung mit dem Robert-Koch-Preis. Die Stiftung scheint ihrer Zeit also oft voraus zu sein.
Im Sommer 1890 stand der Entdecker des Tuberkulose-Erregers Robert Koch unter Druck. Mehr als acht Jahre waren seit seiner gefeierten Entdeckung verstrichen: Am 24. 03. 1882 hatte er bei einem Vortrag in Berlin verkündet, das Mycobacterium tuberculosis gefunden zu haben. Deshalb wählte die WHO dieses Datum für den Welttuberkulosetag. Der Arzt und Forscher Koch hatte zuerst Meerschweinchen infiziert, anschließend Bakterienkulturen gezüchtet und diese mikroskopiert. Die Nachricht wurde euphorisch aufgenommen, weil man mit einem baldigen Heilmittel rechnete. Nun wollte Koch als der Erlöser von dieser verheerenden Seuche in die Geschichte eingehen. Tuberkulose war damals in Europa und Amerika weit verbreitet – Schätzungen gehen davon aus, dass jeder siebte Deutsche an Tbc starb. Es gab aber keine wirksame Behandlung, und auch Kochs Arbeiten hatten bislang keine ergeben. Robert Koch, 1843-1910, Fotogravur nach einer Fotografie von Wilhelm Fechner um 1900, public domain So verkündete Robert Koch am 04. August 1890 auf dem X.