"Kommen Sie rein! Ihnen ist doch bestimmt kalt", sagt George freundlich, rückt seine goldumrandete Brille zurecht und weist den Weg durch den schmalen holzgetäfelten Flur. Während hinter ihm der etwas kleinere Gilbert im Dunkel erscheint, um dem Besucher die Hand zu schütteln, kommt es einem vor, als hätte man ein Déjà-vu-Erlebnis. Denn genau diese Begrüßung beschrieb schon die Reporterin des "Observer", die hier vor zwei Wochen mit identischem Wortlaut empfangen wurde. Auch sonst deckt sich die Szenerie auf fast beängstigende Weise mit den Schilderungen ihres Artikels. Es scheint haargenau derselbe kalte Wintermorgen zu sein, dasselbe klare Licht, das auf die liebevoll restaurierten Ziegelbauten der kleinen Straße im Londoner East End fällt. Irgendwie kommt einem das irreal bekannt vor, das Klopfen an der braun gestrichenen Holztür, das kurze Warten, die Schritte und dann Georges sonores Englisch, das exakt klingt, wie es die "Observer"-Dame attestiert hat: nach einer Mixtur aus neun Teilen Prince Charles und einem Teil Sir David Attenborough.
Dann fügt er hinzu: "Gerade in letzter Zeit schreibt uns eine junge Generation Briefe. Unser Publikum wächst ständig nach. " Wenn Gilbert dann auch noch mit einem ganz vehementen "Schau nie zurück" nachsetzt, wird einem die Hartnäckigkeit und Vision der Mittsechziger deutlich. Ausgerüstet mit ultramodernem Hightech-Equipment haben sie sich an der Fournier Street zu kulturellen Selbstversorgern entwickelt, die trotz hochklassiger Anbindung an den internationalen Kunstmarkt völlig autark agieren. Als sie früher Jesusmotive in ihre Fotowerke einbezogen, galt die Auseinandersetzung mit religiösem Fanatismus in der Szene als überholt. Auch die Forderung der beiden, den Papst aufgrund seiner reaktionären Aids- und Homosexuellenpolitik wegen Massenmordes vor Gericht zu stellen, fand nur wenige Freunde. Den Künstlern wurde vorgeworfen, sie würden sich vor einer Auseinandersetzung mit muslimischem Fanatismus drücken. Doch Gilbert und George sind in jeder Hinsicht antireligiös, glühende Verfechter von Aufklärung und individueller Freiheit.
Irrtum 2: SSDs haben weniger Kapazität als Festplatten Während das Fassungsvermögen von Festplatten in den vergangenen Jahren nur moderat gestiegen ist, ist es bei SSDs geradezu explodiert - ein sicheres Zeichen für eine disruptive Entwicklung! Irrtum 3: SSDs sind robuster als Festplatten SSDs sind unempfindlicher gegenüber mechanischer Beschädigung durch Stöße oder Herunterfallen, aber sie reagieren deutlich empfindlicher auf Hitze als Festplatten. Irrtum 4: SSDs verbrauchen weniger Strom als Festplatten Ein Flash Drive benötigt im Durchschnitt 2 Watt an Leistung, während Festplatten ungefähr 8 Watt aufnehmen - so die gängige Meinung. Eine Studie von Facebook und der Carnegie Mellon Universität förderte aber ein ganz anderes Ergebnis zu Tage: Die SSDs zeigten mit 8 bis 14, 5 Watt Leistungsaufnahme einen recht großen Stromhunger. Irrtum 5: SSDs eignen sich nicht für Backup und Archivierung SSDs sind für transaktionsintensive Schreib- und Lesevorgänge optimal, da sie eine sehr hohe I/O-Performance aufweisen.
"Wenn ein Raumschiff auf der Erde landen würde und die Aliens fragten, wo sie sich in fünf Minuten ein Bild der gesamten Welt machen könnten, würden wir sagen, geht nach Spitalfields", pflegte George in den 80er-Jahren zu erzählen. Das war, bevor das East End zum hippen Künstlerviertel erklärt wurde. In den 70er-Jahren fanden sie in dem von Arbeitern und Einwanderern bewohnten Stadtteil ein vollendetes Experimentierfeld. In ihren Serien wie "Dusty Corners", "Cunt" oder "Queer" zeigten die bekennenden Torys das London der Vor-Thatcher-Ära als ein von Gewalt, Begehren und Verfall bestimmtes Konstrukt, als einen erotisch aufgeladenen Organismus, auf dem rassistische und sexistische Graffiti erblühen, durch den Körper und Träume hindurchgepumpt werden wie Blut. Nicht nur die Rohheit der Bilder schockierte das Feuilleton, sondern auch das offen schwule Begehren, das sich hier abzeichnete. Während die Arbeiten immer bunter wurden und Skinheads, Schwarze oder Pakistaner zu urbanen Kriegern hochstilisierten, nahm auch die Empörung zu.
Obwohl die zwei wie andere wohlsituierte Schwule nach Brighton ziehen könnten, macht es nicht den Eindruck, als hätten sie je erwogen, von hier wegzugehen oder sich in elitäre Kunststars zu verwandeln. Im Gegenteil, sie brauchen diesen Stoff für neue Bilder - für kommende Generationen.
"Gilbert und George, die Bildhauer, laufen eine neue Straße entlang" schrieben sie damals in der Presse, "sie haben ihr kleines Atelier mit all den Werkzeugen und Pinseln verlassen und nichts mitgenommen als etwas Musik, ein sanftes Lächeln und die ernsthaftesten Vorsätze der Welt. " Während das Künstlerpaar die gesamte Welt zur Galerie erklärte und banale Alltagsrituale wie das Spazierengehen, Trinken und Rauchen zum Kunstwerk erhoben, verdeutlichten ihre Arbeiten, was sie erlebten - "Wir suchen in der Natur nach Vergleichen zu menschlichen Zuständen: Die Reifung, das Erblühen, der Tod, das Skelett, das sind alles menschliche Zustände. " Bereits in den frühen 70er-Jahren begannen sie mit ihren aus quadratischen Formaten zusammengesetzten Fotoarbeiten, zunächst schwarz-weißen, später mit leuchtenden Farben kolorierten, wandfüllenden Bildern. Befreit von ihren Nachnamen und jeder sichtlichen Individualität, durchlebten sie alle nur erdenklichen Zustände und widmeten sich einer antielitären Kunst, die von Beginn an existenzielle Themen wie Sex, Religion, Rasse und Geld berührte.
Während man den beiden über den winzigen Hof in einen modernen Studioanbau folgt, ahnt man, dass sie wahrscheinlich selbst nicht mehr wissen, wie viele Journalisten und Kamerateams sie in den vergangenen Wochen hier entlanggeführt haben. Nächste Woche wird in der Tate Modern mit über 200 Arbeiten ihre bislang umfassendste Retrospektive eröffnet. Das Künstlerpaar leistet derzeit Tag für Tag Schwerstarbeit, um dieses Großunternehmen zum Erfolg werden zu lassen. "Die Gelegenheit, eine Schau wie in der Tate zu machen, bietet sich so selten", sagt George, "die Hälfte der Menschen, die 1981 unsere Retrospektive in der Whitechapel Art Gallery gesehen hat, ist tot, und eine Hälfte der Menschen, die diese Ausstellung sehen wird, war damals noch nicht geboren. " Die Fournier Street Nr. 12 gleicht einer medialen Nahkampfzentrale. Als wir uns an einem riesigen Holztisch niedersetzen, liegt da ein Poster, das genauso aussieht wie die allgegenwärtigen Zeitungsplakate des "Evening Standard": "Perversen-Duo Gilbert & George entweiht Tate Modern: Bilder" ist darauf zu lesen.
Ob nun die Exkremente und Körperöffnungen auf den "Naked Shit Pictures" von 1995 den Klerus auf den Plan riefen oder eine konservative Abgeordnete die Künstler für ihre Serie "Sonofagod - Was Jesus heterosexual" (2005) in der Hölle schmoren sah, für Gilbert und George hat sich nichts geändert. Immer wieder war in der britischen Presse zu lesen, sie wünschten sich diese Beschimpfungen geradezu herbei und seien in Wirklichkeit völlig etablierte alte Säcke, die nur mit Topgalerien arbeiten. Doch als Gilbert eine Box öffnet und Rezensionen vorliest, erscheint das etwas abwegig. Von "Shit- Queens" ist da die Rede, von stinkendem Mist, Tunten, Sodom und Gomorrha. Dabei stammen diese Beleidigungen nicht aus der Boulevardpresse, sondern aus der "Times" oder dem "Guardian". Auf die Frage, warum sie all das auf sich nähmen und dabei unverändert höflich aufträten, antwortet George lakonisch: "Für den Tag, an dem man bei einer Eröffnung mit einem Glas Wein in der Hand dasteht und von einem Haufen Teenager überrannt wird, die einen von oben bis unten ablecken wollen. "
Die Künstler haben es selbst noch schnell als Siebdruckedition zur Eröffnung hergestellt. Sie hätten den Reaktionen auf die Schau einfach zuvorkommen wollen. Tatsächlich pflegt die britische Presse ein ganz besonderes Verhältnis zu ihnen. Seitdem sich der Tiroler Gilbert Proersch und der Engländer George Passmore 1967 an der St. Martin`s School of Art trafen, um sich in die "lebenden Skulpturen" Gilbert & George zu verwandeln, blicken sie nicht nur auf eines der kompromisslosesten Gesamtkunstwerke des 20. Jahrhunderts zurück, sondern auch auf eine unvergleichliche journalistische Hetzkampagne. Angesichts der frühesten Arbeiten, die in der Tate Modern den Auftakt bilden, ist die spätere Hysterie der Medien kaum vorstellbar. "The Nature Of Our Looking" heißt die raumfüllende "Papersculpture" von 1970, eine gigantische Installation aus Kohlezeichnungen, die in verschiedenen Szenen Gilbert und George bei Spaziergängen durch die Natur zeigt. Sie stammt aus der Zeit, als sie zugleich als "Singing Sculptures" auftraten und metallisch geschminkt den viktorianischen Gassenhauer "Underneath The Arches" vortrugen - tadellos in Anzug, Hemd und Krawatte gekleidet, wie zwei menschliche Jukeboxes, die immer wieder dasselbe Lied spielten.
Ihre jüngste Arbeit, die "Bomb"-Serie, trifft mitten in die verhärteten Fronten, die sich in ihrer vermeintlich multikulturellen Nachbarschaft abzeichnen. Die Zeitungsplakate, die hierfür als Vorlage dienten, entwendeten sie vor Kiosken: "Einer von uns musste zur Ablenkung reingehen und den obligatorischen Schokoriegel kaufen. " Vor "Evening Standard"-Schlagzeilen zum Londoner Bombenterror sieht man Gilbert und George rot anlaufen - als glühende Missiles, mit Stacheldraht umwickelt, als menschliche Waffen, Krieger und Festungen. Ohne sichtbare Emotionen erzählen sie von Flugblättern, die sie auf der Brick Lane sammeln, auf denen der islamische Gottesstaat in Großbritannien ausgerufen oder die Todesstrafe für Schwule gefordert wird. Auf die Frage, ob man diese Pamphlete verbieten sollte antworten sie: "Nein, auf keinen Fall, wir leben hier in einem freien Land. " Vor zwei Tagen wurde die Haustür wieder von pakistanischen Kids eingetreten. George ging daraufhin in die Moschee, um sich zu beschweren.